Grauer Star - Katarakt
Abb. 1
Die natürliche Augenlinse trübt sich im Laufe des Lebens (Abb. 1). Das liegt am Wachstum der Linsenepithelzellen, an der Einstrahlung von UV-Licht, an genetischen Einflüssen und weiteren Umwelt- und Ernährungsfaktoren. Diese Veränderung kann in den Anfangsstadien unbemerkt verlaufen, führt aber bei weiterem Fortschreiten zu einer Sehverschlechterung. Neben der Abnahme der Sehkraft sind auch eine zunehmende Blendempfindlichkeit und eine Veränderung der Farbwahrnehmung Zeichen der fortschreitenden Linsentrübung.
Ab wann Patientinnen und Patienten den Grauen Star als Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität wahrnehmen und sich folglich zu einer Operation entschließen, ist unterschiedlich.
Objektive Grenzen und Kriterien für einen operativen Eingriff sind neben medizinischen Gründen der Verlust der Kfz-Tauglichkeit nach der Fahrerlaubnisverordnung und der Verlust der Lesefähigkeit.
Abb. 2
Bei der Operation (Abb. 2) wird die körpereigene Linse über einen 2,2 mm breiten Schnitt aus dem Auge abgesaugt. Die geringe Schnittbreite (SICS – Small Incision Cataract Surgery) garantiert ein Höchstmaß an Wundstabilität. Eine Verformung der Hornhaut (induzierter Astigmatismus) tritt bei derart kleinen Schnitten in der Regel nicht mehr auf.
Abb. 3
Das Absaugen geschieht mittels eines Phakoemulsifikationsgerätes (Abb.3): Das Linsenmaterial wird zunächst durch gepulste Ultraschallenergie zerkleinert und dann aus dem Auge entfernt. Durch das Anwenden gepulster Energie gelingt es, die thermische Belastung für die Hornhaut zu minimieren. Bei dem Absaugprozess bleibt die Linsenkapsel erhalten.
Als Ersatz für die entfernte Linse wird eine Kunststofflinse in das Auge eingepflanzt, die von der verbliebenen Linsenkapsel gehalten wird.
Die Lebensdauer der Kunststofflinsen ist grundsätzlich unbegrenzt. Allerdings kann sich die Rückseite der Linsenkapsel nach einer gewissen Zeitspanne eintrüben (Nachstar), sodass diese mithilfe eines YAG-Lasers in einer einmaligen Behandlung eröffnet werden muss.
Die von uns verwendeten Linsen (Abb.4) bestehen aus einem Acryl-Material, haben alle einen UV-Filter und eine scharfe hintere Optikkante. Dieses spezielle Design soll die Nachstarentwicklung hinauszögern.
Abb. 4
Diagnostik vor der Kataraktoperation
Vor der Durchführung einer Operation am Grauen Star erfolgt eine gründliche Untersuchung beider Augen einschließlich Augenhintergrund bei weitgetropfter Pupille. Außerdem findet eine Beratung und Aufklärung durch eine Fachkraft für Anästhesie statt: Notwendiger Bestandteil ist ein standardisierter Befundbogen, den die behandelnde Hausarztpraxis ausfüllt.
Abhängig von den Befunden dieses Vorgespräches wird der Eingriff geplant und die zeitliche Abfolge festgelegt.
In den zurückliegenden Jahren haben einige technische Neuerungen die diagnostischen Möglichkeiten, die sich im Rahmen der Kataraktchirurgie bieten, grundlegend verändert:
Mittels der optischen Biometrie (IOL-Master, wie auf dem Foto) ist die Vermessung des menschlichen Auges in einer bis dahin nicht dagewesenen Präzision möglich geworden. Diese exakte Vermessung ist die Voraussetzung dafür, dass die Restrefraktion, also die verbleibende Brillenstärke nach der Operation möglichst gering ist. Neben einer Verbesserung der Sehschärfe können die meisten Patientinnen und Patienten jetzt darauf hoffen, dass ihre Brille nach der Operation deutlich dünner wird. In Einzelfällen wird die Fernbrille sogar komplett überflüssig. Die Notwendigkeit zum Tragen einer Lesebrille wird hiervon allerdings nicht berührt.
Die Untersuchung mit der Pentacam ermöglicht eine präzise Diagnostik des vorderen Augenabschnitts. Aus den hochauflösenden Scheimpflug-Bildern wird ein 3D-Modell errechnet, welches eine umfassende, exakte Analyse der Hornhautdaten ermöglicht. Diese Untersuchung ist unerlässlich, wenn Sonderlinsen mit verbesserten optischen Eigenschaften verwendet werden sollen.
Die Endothelkamera erstellt ein Foto der Endothelzellen an der Hornhautrückfläche. Neben der Zahl der Zellen pro Quadratmillimeter lassen sich Aussagen über Form und Größe der Endothelzellen treffen. Eine ausreichende Zahl gut funktionierender Endothelzellen ist wichtig für eine klare transparente Hornhaut. Egal, ob Standard- oder Sonderlinsen Verwendung finden, empfehlen wir diese Untersuchung, um unliebsame Überraschungen nach erfolgter Operation zu vermeiden.
Bei der optischen Kohärenztomographie (OCT) wird die zentrale Netzhaut auf feinste Veränderungen untersucht, die unter Umständen bei der Standarduntersuchung der Netzhaut nicht erkannt werden können. Neben der Hornhaut und der Linse ist die Funktion der zentralen Netzhaut entscheidend für einen guten Seheindruck nach erfolgter Kataraktoperation.
Die Wahl der passenden Linse
In der Augenklinik-Walsum kommen ausschließlich Arcyllinsen mit UV-Filter und scharfer hinterer Optikkante zur Nachstarprophylaxe zum Einsatz. Die Linsen stammen von renommierten europäischen oder US-amerikanischen Herstellern. Standard ist die Implantation sphärischer Linsen.
Bei der Wahl der passenden Linsen bieten wir Lösungen, die individuell auf die Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten anpassbar sind. Dazu gehören nachfolgende Linsen:
Asphärische, aberrationskorrigierte Linsen sind eine der interessantesten Neuentwicklungen. Durch das Design des optischen Teils kommt es zu einem verbesserten Kontrastsehen. Außerdem wird die Blendung beim Sehen in der Dunkelheit reduziert. Die Vorteile asphärischer Linsen sind wissenschaftlich erwiesen. Diese Linsen tragen insbesondere der Tatsache Rechnung, dass Sehen mehr ist als Sehschärfe und die optische Gesamtqualität des Seheindruckes entscheidenden Einfluss auf das Lebensgefühl eines Menschen hat.
Blaufilterlinsen haben zusätzlich zum obligatorischen UV-Filter einen Blaulichtfilter und filtern energiereiches blaues Licht aus dem sichtbaren Wellenlängenspektrum heraus. Damit entspricht die Filterwirkung eher der Situation mit einer körpereigenen Linse. Blaufilterlinsen sollen die Makula (Stelle des schärfsten Sehens) besser vor energiereichem blauem Licht schützen und so Makuladegenerationen wirksam vorbeugen. Diese Wirkung wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Eine Beeinträchtigung der Patientinnen und Patienten durch das geänderte Wellenlängenspektrum resultiert daraus nach derzeitigem Forschungsstand nicht.
Multifokale Linsen (Abb.5) erlauben in einem hohen Maße scharfes Sehen in Ferne und Nähe (Abb.6), ohne eine Brille zu benötigen. Damit wird ein uralter Menschheitstraum realisiert. Kompromisse im Hinblick auf Kontrastsehen oder Blendung sind dennoch notwendig um dieses Ziel zu erreichen.
Abb.5
Abb.6
Torische Linsen sind Sonderlinsen, die es erlauben, eine gleichzeitig bestehende Hornhautverkrümmung in hohem Maße intraokular auszugleichen. Von der Implantation torischer Linsen profitieren besonders Menschen mit einer höheren Verkrümmung der Hornhaut (cornealer Astigmatismus) – diese lässt sich nicht zwingend aus dem in der Brille korrigierten Astigmatismus ableiten.
Hier finden Sie neben simulierten Seheindrücken (Abb.7) auch statistische Daten zur Brillenunabhängigkeit (Abb.8) und zu Blendungserscheinungen (Abb.9). Diese Daten sind nur Anhaltspunkte und bedürfen der Interpretation. Vor einer solchen Operation muss immer ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient über die persönlichen Lebensgewohnheiten und Ansprüche der Patientin oder des Patienten stehen.
Abb.7
Abb.8
Abb.9
Die Kosten für eine Kataraktoperation mit einer Standardlinse inklusive allgemeiner Voruntersuchung des Auges und Betreuung durch eine ärztliche Fachkraft für Anästhesie trägt die gesetzliche Krankenkasse.
Zusätzliche Kosten für spezielle Untersuchungen (IOL-Master, Endothelkamera, Pentacam, OCT) und Linsen mit besonderen optischen Eigenschaften (asphärische Linsen, Blaufilter, torisch, multifokal) werden von gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen. Ein Teil der höheren Operations- und Nachbehandlungskosten kann seit dem 01.01.2012 direkt mit der Krankenkasse abgerechnet werden, so dass von Patientinnen und Patienten nur der Differenzbetrag erstattet werden muss. Falls Sie weitere Informationen wünschen, beraten wir Sie gerne.
Bei privat versicherten Patientinnen und Patienten richtet sich der Erstattungsumfang nach den individuellen Vertragsbedingungen.
Ergänzend zu diesen Darstellungen empfehlen wir unbedingt, die Informationsvideos auf unserer Homepage anzuschauen. Darin haben wir wichtige Fakten zur OP-Planung, Durchführung und zum Verhalten nach der Operation für Sie zusammengefasst.
Katarakt OP - Teil 1 -
Wie wird operiert und was muss beachtet werden?
Katarakt OP - Teil 2 -
Eine Operation, die auf jeden passt?
Katarakt OP - Teil 3 -
Operation geschafft. Was nun?